Kein Happy End für Bebenhausen
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Schach Baden-Württemberg-Liga
Schönbucher steigen nach Millimeterentscheidung in die Oberliga ab
ILLERTISSEN-JEDESHEIM. In der beiden letzten Runden der neugeschaffenen Baden-Württemberg-Liga gab es für die erste Mannschaft des Schachklub Bebenhausen 1992 kein Happy End. Der letzte Doppel-Spieltag war von Reisepartner SV Jedesheim 1921 im nagelneu renovierten Bürgerhaus Adler in Illertissen wieder glänzend organisiert, brachte für die Schönbucher aber den Abstieg in die Oberliga Württemberg. Am Ende entschied ein halber Brettpunkt.
Das alles entscheidende 4-Punkte-Abstiegsspiel fand am Samstag zwischen dem viertletzten SK Bebenhausen und dem Tabellenletzten Karlsruher SF 1853 statt. Die Badener konnten sich nur mit zwei Siegen am Wochenende noch retten, was Experten ihnen jedoch durchaus zutrauen. Karlsruhe überraschte mit einer verblüffenden Aufstellung und ließ unter anderem ihre beiden in die Jahre gekommenen Internationalen Meister Daniel Roos und Lothar Arnold zu Hause. Stattdessen spielte zum ersten Mal seit Jahren die Schweizer Internationale Meisterin Lena Georgescu am Spitzenbrett. Außerdem setzte der Verein mit der besten Jugendarbeit in Deutschland an den hinteren Brettern zwei sehr junge Spieler ein. Die Badener gingen jedenfalls völlig unbekümmert an die Bretter, während der Druck die Goldersbachtäler bald lähmte.
Sehr spektakulär war das Figurenopfer des Karlsruher Volker Duschek an Brett 4 gegen Farhad Khadempour. Der Ex-Heidenheimer Duschek sollte der Spieler des Wochenendes werden! Nachdem sich Khadempour schlecht verteidigte, stand es bald 0:1. Als dann auch noch Andreas Carstens (Brett 7) fürchterlich unter die Räder kam, war abzusehen, dass dies ein gebrauchter Tag für Bebenhausen wird. Zwar konnte Teamchef Martin Hartmann (2) durch ein Remis und Spitzenspieler Dr. Georg Braun durch einen Sieg gegen Georgescu Schadensbegrenzung betreiben, aber an den hinteren Brettern zeichneten sich immer mehr Pleiten ab. So stellte Jürgen Roth (8) in Zeitnot durch eine Springergabel seine Dame ein und auch Bebenhausens fleißigster Punktesammler in dieser Saison, Boris Latzke (5) verlor chancenlos. Beim Stand von 1,5:4,5 war der Mannschaftskampf schon entschieden und die Punkteteilung von Rudolf Bräuning (3) und die Niederlage von Dr. Philipp Kaulich (6) waren belanglos.
Dummerweise holte Bebenhausens stark ersatzgeschwächter Reisepartner Jedesheim gegen den SK 1926 Ettlingen beim 4:4 auch noch einen Mannschaftspunkt, so dass die Schönbucher von Platz 9 auf Platz 11 abrutschten. Beim gemütlichen Abendessen mit allen Mannschaften waren sich die Beteiligten einig, dass der SK Bebenhausen neben dem SK Schmiden/Cannstatt 1880 I der zweite sichere Absteiger ist.
Die Einzelergebnisse:
Alle Einzelergebnisse der 10. Runde der Baden-Württemberg-Liga: „https://ergebnisdienst.schachbund.de/bede.php?liga=olbw&runde=10„.
Ein genauer Blick auf die Tabelle vor der Schlussrunde ergab jedoch noch eine theoretische Chance für Bebenhausen. Die Schönbucher mussten gegen den an diesem Wochenende auch stark ersatzgeschwächt antretenden SK 1926 Ettlingen gewinnen und Jedesheim und Karlruhe mussten exakt 4:4 gegeneinander spielen. Gewinnt Jedesheim oder Karlsruhe, bedeutet dies die Rettung für den Sieger und den sicheren Abstieg für Bebenhausen. Die und viele andere zweifelten stark daran, dass Bebenhausen überhaupt gegen Ettlingen gewinnen kann. Das größte Interesse der Goldersbachtäler widmete sich dem Spitzenbrett, an dem Dr. Georg Braun mit einem Sieg gegen den Internationalen Meister Jonas Rosner seine zweite IM-Norm unter Dach und Fach bringen konnte. Alle Bebenhäuser drückten ihrem Spitzenspieler die Daumen und spielten selbst im Angesicht des sicheren Abstiegs befreit auf. Bebenhausens Pechvogel der Saison, Khadempour (4) kam fast zu einem ganzen Punkt, musste sich am Ende aber mit einer Punkteteilung zufrieden geben.
Nach und nach verbesserten sich die Stellungen der Schwaben, während der Parallelkampf Jedesheim – Karlsruhe immer recht ausgeglichen war. Die Schönbucher ließen sich auch nicht entmutigen, als Hartmann (2) böse in die Bredouille kam und Carstens (7) völlig überraschend und unnötig verlor. Mit solchen Situationen hatten sie in der Saison ja reichlich Erfahrung gesammelt.
Schade war, dass Dr. Braun an Brett 1 während der gesamten Partie keinen Druck aufbauen konnte und sich mit einem Remis zufrieden geben musste. Damit war auch noch die IM-Norm futsch und maximaler Frust abzusehen. Doch mit immer zunehmender Hoffnung auf ein 4:4 im Parallelkampf, kämpfen die Bebenhäuser die Ettlinger nieder. Mit Fortuna im Bunde machten Hartmann, Roth (8) und Latzke (5) aus einem 1:2 ein 4:2. Zwar wurde die Stellung von Dr. Kaulich (6) bei knapp werdender Zeit immer komplizierter, aber Bräuning (3) hatte mindestens ein Remis auf dem Brett.
Im Parallelkampf führte Karlsruhe mit 3,5:2,5. Allerdings hatte sich Jedesheims Spitzenspieler IM Jaroslaw Krassowizkij in der Zwischenzeit aus seiner Verluststellung gegen Georgescu befreit und berechtigte Remishoffnungen. An Brett 4 stand Jedesheims FIDE-Meister Dmitriy Anistratov gegen Duschek klar besser. Ein 4:4 lag in der Luft, was für Bebenhausen die Rettung bedeutet hätte! Alle schauten nur noch auf den Mannschaftskampf Karlsruhe gegen Jedesheim und die beiden Remispartien von Bräuning und Kaulich, die den 5:3-Sieg von Bebenhausen gegen Ettlingen klarmachten, gingen in der Spannung unter.
Sehr glücklich gewann dann Jedesheims Krassowizkij, so dass beim Stand von 3.5:3,5 die Spannung auf dem Siedepunkt war. Gewinnt Anistratov seine überlegene Stellung mit zwei Mehrbauern, ist Jedesheim gerettet. Gewinnt Duschek, ist Karlsuhe gerettet. Endet die Partie Remis, ist Bebenhausen gerettet. Duschek zeigte eiserne Nerven, während Anistratov diese versagten. Der 51-jährige Kasache stellte eine Leichtfigur ein und gab entnervt auf. Riesenjubel bei den Karlsruhern, die ihren Helden Duschek feierten.
Diesem war der glückliche Sieg etwas unangenehm: „Als noch zwei Partien liefen, habe ich ihm Remis angeboten“. Hätte Anistratov dieses Remisangebot angenommen, wäre Bebenhausen nicht abgestiegen. Es fehlte am Ende nur die Winzigkeit eines halben Brettpünktchens. Eine Millimeterentscheidung! Aber den Bebenhäusern war beim anschließenden Wundenlecken klar, dass sie einzig und allein an ihrer eigenen Unfähigkeit gescheitert sind.
Teamchef Hartmann haderte: „Trotz der Pleite gegen Karlsruhe sind wir nicht an diesem Wochenende abgestiegen“. Spitzenspieler Dr. Georg Braun wurde deutlich: „Wir waren einfach die ganze Saison über zu schlecht“. Insbesondere das Versagen in der letzten noch laufenden Partie war extrem. In Runde 3 bei der 3,5:4,5-Niederlage gegen Untergrombach versemmelte Hartmann eine haushohe Gewinnstellung zum Remis.
Genau gleich erging es Youngster Oliver Omert in Runde 5 bei der 3,5:4,5-Niederlage gegen Schwäbisch Hall. Krass war auch der verschenkte Sieg von Christoph Frick bei der 3,5:4,5-Niederlage in Runde 7 gegen Deizisau II. Einzügig, wenn auch glücklich, hätte Farhad Khadempour in Runde 8 Remis machen und damit die 3,5:4,5-Niederlage gegen Baden-Baden III verhindern können. Negativer Höhepunkt war die Niederlage von Jürgen Roth beim 4:4 gegen Brombach in Runde 9. Aber SKB-Präsident Rudolf Bräuning stellte klar: „Schon allen Erstklässlern bringt man bei, dass der, der am längsten spielt, nie schuldig ist.“
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Goldersbachtäler nur mithalten konnten, weil die Gegner gegen die schwächste Mannschaft der Liga Kosten für ihre Legionäre sparten und fast immer mit einigen Ersatzspielern antraten. Fleißigste Punktesammler für Bebenhausen waren Boris Latzke mit 8 Punkten aus 11 Partien an Brett 5 und Dr. Georg Braun mit 5,5 Punkten aus 11 Partien an Brett 1. Positiv ist, dass trotz des sehr enttäuschenden Abstiegs bereits alle Spieler für die nächste Saison in der Oberliga zugesagt haben. Da kann das Ziel nur Meisterschaft und Wiederaufstieg heißen.
Die Einzelergebnisse:
Alle Einzelergebnisse der 11. Runde der Baden-Württemberg-Liga: „https://ergebnisdienst.schachbund.de/bede.php?liga=olbw&runde=11„.
Die Abschlusstabelle der Baden-Württemberg-Liga 2024/2025 nach der 11. Runde: „https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=olbw„: