Ärger in Schönaich

Bebenhausen legt Protest wegen Doppel-Einsatz eines Spielers ein!

Mit einem enttäuschenden 4:4 kehrten die Schachkoryphäen des Schachklub Bebenhausen 1992 vom Gastspiel bei der Bundesligareserve des TSV Schönaich 1905 am 3. Spieltag der Oberliga Württemberg heim. Allerdings legten die Bebenhäuser Protest gegen die Wertung des Spiels ein, weil der Schönaicher Spitzenspieler zeitgleich in der 1. Bundesliga in Österreich am Brett saß.

Die Stimmung im Schönaicher Waldstadion im Vogelsang war von Beginn an schlecht. 15 Spieler und der Schiedsrichter mussten warten bis der Schönaicher Mannschaftsführer schließlich mit Verspätung die Geschäftsstelle des TSV 1905 Schönaich aufschloss. Besonders sauer war der Bebenhäuser Spitzenspieler Georg Braun, der zum dritten Mal innerhalb eines Jahres gegen Schönaich vergeblich angereist war und zu einem kampflosen Punkt kam. Zuvor war dies Braun schon in der letztjährigen Oberliga-Saison und im württembergischen Pokal-Halbfinale passiert. Schönaich benutzt kampflose Niederlagen regelmäßig, um die restliche Mannschaft vor einem Aufrücken zu schützen und hält dies für einen besonders cleveren Schachzug. Die anderen Mannschaften halten dies für eine grobe Unsportlichkeit.

Dabei waren die Bebenhäuser eigentlich recht optimisch nach Schönaich gefahren, war doch bekannt, dass drei starke Spieler der Gastgeber ihr Geld lieber in Österreich verdienen und von Donnerstag bis Sonntag in der dortigen 1. Bundesliga im Einsatz waren. So war am Sonntag ab 10 Uhr live im Internet zu sehen, wie der Schönaicher FIDE-Meister Nils Richter für den SK Sparkasse Götzis in Jenbach (Tirol) im Einsatz war. Umso größer war die Überraschung, als der Schönaicher Mannschaftsführer die Dreistigkeit besaß, eben diesen Richter als Strohmann an Brett 1 des Oberligawettkampfs aufzustellen. Nach Meinung der Bebenhäuser ein klarer Regelverstoß, da ein Spieler nun einmal nicht gleichzeitig an zwei 300 Kilometer entfernten Orten am Schachbrett sitzen kann.

Die schlechte Stimmung schlug sich auch schnell auf die Bretter nieder. Oberliga-Niveau war an keinem einzigen Brett zu sehen. Nach einer halben Stunde Wartezeit hatte Braun seinen kampflosen Sieg an Brett 1 sicher. Christoph Frick (Brett 3) einigte sich trotz des Anzugsvorteils nach wenigen Zügen mit seinem Geger auf ein lasches Remis, während Farhad Khadempour (8) gegen seinen deutlich schwächeren Gegner völlig unter die Räder kam und verlor. Zwar brachte der Bieringer Andreas Carstens (6) die Seinen mit einem sicheren Sieg noch einmal in Führung, aber es zeichnete sich bereits ab, dass der SK Bebenhausen diesen Mannschaftskampf eher verlieren als gewinnen würde. Fast die ganze Partie über ums Überleben kämpfen musste Rudolf Bräuning (2). Als Bebenhausens Teamchef schließlich die Punkteteilung zum Greifen nahe hatte, verließen ihn die Kräfte und er verdarb unter Zeitdruck das Turmendspiel. Als dann auch noch Boris Latzke (5) in Zeitnot fehlgriff, ging Schönaich zum ersten Mal mit 3,5:2,5 in Führung. Zum Glück konnte Martin Hartmann (4) seine eigentlich ausgeglichene Stellung Zug um Zug verbessern und den jungen Ex-Bebenhäuser Timur Kocharin besiegen. Zuletzt blieb noch die Partie von Jürgen Roth (7). Nach einem ständigen Auf und Ab einigten sich die Kontrahenten schließlich auf ein leistungsgerechtes Unentschieden, welches auch das Mannschaftsremis von 4:4 bedeutete.

Überschattet wurde der Mannschaftskampf noch vom Schlusseklat. Der Schönaicher Mannschaftsführer verstieg sich gegenüber dem Schiedsrichter und Spielern beider Mannschaften zu der Aussage, dass die kampflose Niederlage von Richter nicht eingeplant war, sondern auch für ihn eine böse Überraschung. Bebenhausens Spitzenspieler Braun kontaktierte umgehend Richter per Whatsapp, welcher sofort bestätigte, dass sein Einsatz in Österreich und die kampflose Niederlage in Deutschland sehr wohl geplant und bekannt war. Braun war 2021 Coach von Richter, als dieser in Willingen Deutscher Jugendmeister wurde. Siehe „https://de.chessbase.com/post/interview-mit-dem-neuen-deutschen-u18-meister-nils-richter“.

Die 4. Runde der Oberliga wird wieder unter erfreulicheren Bedingungen stattfinden. Die Bebenhäuser empfangen im Heimspiel am 27. November 2022 mit den SF Deizisau II die nächste Bundesligareserve.

Die Einzelergebnisse:

TSV 1905 Schönaich II – SK Bebenhausen I 4:4

Brett

1. FM Richter, Nils – FM Braun, Georg -:+

2. Vyval, Volodymyr – FM Bräuning, Rudolf 1:0

3. Brunner, Jan – FM Frick, Christoph ½:½

4. Kocharin, Timur – Hartmann, Martin 0:1

5. Reck, Moritz – Latzke, Boris 1:0

6. Petzold, Tristan – FM Carstens, Andreas 0:1

7. Kilinc, Can – FM Roth, Jürgen ½:½

8. Giebler, Kai – Khadempour, Farhad 1:0