Schach // Georg Braun Württembergische Vizemeister

Georg Braun Württembergische Vizemeister 

Christopher Freiherr von Hauff spielt das Turnier seines Lebens 

HEILBRONN. Bei den diesjährigen württembergischen Einzelmeisterschaften kam der Bebenhäuser Spitzenspieler Georg Braun im Masters Turnier auf einen passablen 2. Platz mit 5,5 Punkten aus 9 Partien und qualifizierte sich damit für das deutsche Kandidatenturnier in 2025. Auch Christopher vom Hauff vom SK Bebenhausen trat im württembergischen Masters Turnier an, und erkämpfte sich als nomineller Außenseiter beachtliche 2,5 Punkte aus 7 Partien bei zwei weiteren kampflosen Siegen.

In der ersten Runde wurde Braun gegen Jens Hirneise vom SC Böblingen gelost. Nach verhaltenem Start entwickelte sich eine harte Kampfpartie mit beiderseitigen Chancen, in der Braun schließlich ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Dame zu einem Remis verteidigen konnte. Dagegen verlor von Hauff in der katalanischen Eröffnung chancenlos gegen Enis Zuferi, den stärksten von insgesamt vier Spielern des Ausrichtervereins Heilbronn SV.

In der zweiten Runde traf Braun auf den bulgarischen Großmeister Nikolai Ninov, der als einer von drei ausländischen Spielern zu dem Turnier eingeladen wurde, damit die Teilnehmer eine Chance auf eine Norm für den Titel des internationalen Meisters hatten. Mit den schwarzen Steinen erreichte Braun früh ein ausgeglichenes Endspiel, das ohne größere Ereignisse in einem Remis mündete. Für Aufsehen sorgte hingegen von Hauff, der in seiner zweiten Partie dem für Spanien spielenden Großmeister Oleg Korneev ein Remis abtrotze. Nach 53 Zügen gab der ehemalige Weltklassespieler seine Gewinnversuche im Damenendspiel auf und der Bebenhäuser war im Turnier angekommen.

In seiner dritten Partie wählte Braun mit den weißen Steinen gegen den Heilbronner Tobias Peng eine superscharfe Variante in der schottischen Partie. Nach einigem hin und her, und zwischenzeitlich sogar einer Verluststellung, ging der Bebenhäuser aus der Partie als Sieger hervor, nachdem der Heilbronner einen taktischen Schlag übersehen hatte. Vergleichsweise deutlich war die Niederlage von Christopher von Hauff, der sich in einer geschlossenen Stellung vom indischen internationalen Meister Soham Das ausmanövrieren ließ.

In der vierten Partie kam es dann zum vereinsinternen Duell, in welchem von Hauff die weißen Steine gegen Braun führte. In der Eröffnung spielte von Hauff sehr solide und Braun zu zaghaft, sodass die Partie später im Turmendspiel in einem leistungsgerechten Unentschieden endete. Während von Hauff sich über den Partieausgang freuen konnte, war dieses Ergebnis für Braun, der um den Turniersieg und eine Meisternorm mitspielen wollte, ein großer Rückschlag.

In der fünften Runde traf Braun auf den Heilbronner Gunnar Schnepp, gegen den er in der vergangenen Oberliga-Saison eine hochdramatische Partie gewinnen konnte. Dieses Mal spielte Braun in einem Sizilianer mit vertauschten Farben kompromisslos auf Sieg, wurde aber von einem überraschenden Läuferausfall seines Gegners ausgekontert. Hier zeigte der Bebenhäuser Spitzenspieler dann aber seine ganze Klasse und tauschte, trotz eins unabwendbaren Qualitätsverlust, die Damen, um sein Läuferpaar im Endspiel in Szene zu setzen. Lange befand sich die Partie objektiv im Gleichgewicht, aber nach einem gegnerischen Fehler kurz vor der Zeitkontrolle konnte Braun seinen Springer opfern, um einen starken Randfreibauern zu erhalten, durch den er nach weiteren knapp vierzig Züge später gewann. Völlig unspektakulär gewann von Hauff hingegen seine fünfte Partie gegen Jens Hirneise. Der Böblinger konnte an diesem Tag wichtige private Termine nicht verschieben konnte, worüber alle Beteiligte vorab informiert waren.

Kämpferisch ging es bei Braun auch in der sechsten Runde weiter, in der er gegen Heilbronner Spitzenspieler Zuferi antrat. Zwischenzeitlich hatte Braun seinen Gegner überspielt, aber dann landete er in einem Endspiel mit drei Bauern gegen Springer. Nach weiteren Fehlern verlor Braun einen Bauern nach dem anderen, und stand bereits völlig aufgabereif, als er großes Glück hatte und der Heilbronner einen letzten Trick übersah. So rettete sich Braun noch ins Endspiel Turm und Springer gegen Turm. Zwar versuchte Zuferi noch 50 Züge lang, die Stellung zu gewinnen, aber nach insgesamt 120 Zügen konnte Braun endlich ein Remis für sich reklamieren. Hart kämpfte auch von Hauff gegen den Großmeister Ninov, aber nach einem verfehlten Damentausch verlor der Bebenhäuser aufgrund seiner Bauernschwächen das Endspiel.

Nach einer sehr kurzen Mittagspause musste Braun dann in der siebten Runde gegen Großmeister Korneev antreten. Nach einem übermotivierten Start musste der Goldersbachtäler eine bedenkliche Stellung verteidigen, was ihm zwar gelang, aber auch bedeutete, dass für eine Meisternorm in beiden Schlussrunden ein Sieg nötig war. Zu einem Remis kam ebenfalls von Hauff gegen den Heilbronner Peng; hier ergab sich früh ein ausgeglichenes Endspiel, in dem das Gleichgewicht nie wirklich gestört wurde.

In der achten und vorletzten Runde traf Braun auf den indischen Meister Soham Das. Obwohl er mit Schwarz gut aus der Eröffnung kam, verpasste es der Bebenhäuser, seinen Gegner vor große Probleme zu stellen, und musste sich nach einem Remis im Endspiel mit Springer gegen Läufer von dem Traum auf eine internationale Meisternorm verabschieden. Wesentlich dramatischer verlief die Partie von von Hauff, der gegen den sehr starken Heilbronner Ivan Ramirez Marin in einen gefährlichen Angriff geriet. Im entscheidenden Moment übersah der Heilbronner aber eine mehrzügige Gewinnkombination, und wurde dann vom Bebenhäuser ausgekontert, der daraufhin selbst die Initiative übernahm und die Partie gewann.

In der Schlussrunde spielte Braun dann gegen Ramirez eine haarsträubende Partie, in welcher man bei beiden Spielern die Strapazen des Turniers und die Enttäuschung über die vorherige Runde deutlich anmerkte. Ein Fehler jagte den nächsten, und nachdem die Partie in der Eröffnung, im Mittelspiel und im Endspiel mehrfach kippte, konnte Braun schließlich mit schier grenzenlosem Glück ein verlorenes Turmendspiel noch ins Remis retten. Dagegen verzeichnete von Hauff in der Schlussrunde einen kampflosen Sieg gegen Gunnar Schnepp,

In der Endabrechnung des Turniers siegte schließlich Großmeister Oleg Korneev mit 6 Punkten aus 9 Partien, vor Georg Braun mit 5,5 Punkten und Soham Das mit 5 Punkten. Neben Christopher von Hauff erzielten auch drei weitere Spieler 4,5 Punkte, und aufgrund der besten Zweitwertung hat sich unter diesen Enis Zuferi ebenfalls für die deutschen Meisterschaften in 2025 qualifiziert. Weil man beim Schach gleichzeitig in verschiedenen europäischen Ligen spielberechtigt sein kann, und Korneev für den
TSV Schönaich gemeldet ist, wurde ihm und nicht Braun der diesjährige württembergische Meistertitel verliehen.

Der Bebenhäuser Spitzenspieler Braun geht aufgrund seiner guten Platzierung bei der letztjährigen württembergischen Meisterschaft auch beim diesjährigen deutschen Kandidatenturnier (ehemals deutsche Meisterschaft) an den Start, welches am 19. August in Ruit (Ostfildern) beginnt. Die besten Spieler der einzelnen Landesverbände kämpfen um die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften (ehemals German Masters), in dem die deutschen Nationalspieler wie Vincent Keymer gesetzt sind.

Nach der diesjährigen württembergischen Meisterschaft gibt sich der Bebenhäuser Spitzenspieler Braun selbstkritisch.

„Ich hatte in meinen Partien viel Glück und ich kann noch viel besser spielen.“

Seinen größten Erfolg aus dem Jahr 2019 konnte Georg Braun bei der diesjährigen württembergischen Meisterschaft nicht wiederholen.

Neben seinem erfolgreichen Abschneiden im Masters Turnier konnte Christopher von Hauff einen weiteren Erfolg bei der diesjährigen württembergischen Meisterschaft feiern. Bei dem zum Rahmenprogramm gehörenden Blitzturnier erreichte er mit 6,5 Punkten aus 9 Partien den dritten Platz hinter den Großmeistern Korneev und Ninov (jeweils 7 Punkte), und landete vor dem indischen Meisterspieler Das, den Heilbronnern Ramirez, Peng und Huber, und seinem Vereinskameraden Braun, der immerhin
amtierender württembergischer Blitzmeister ist.

Parallel zum württembergischen Masters Turnier wurde auch das württembergische Kandidatenturnier ausgetragen, in dem Lukas Kauth mit 5 Punkten aus 9 Partien den 9. Platz belegte, und Max Palesch mit 3,5 Punkten den 20. Platz. Gewonnen wurde dieses Turnier von Kevin Narr (SC Böblingen) mit 7 Punkten aus 9 Partien.

Endstand und alle Ergebnisse württembergisches Masters Turnier: https://chess-results.com/tnr977284.aspx?lan=0

Endstand und alle Ergebnisse Blitzturnier: Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com – Blitzturnier zur WEM 2024

Endstand und alle Ergebnisse württembergisches Kandidatenturnier: Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com – WEM-Kandidatenturnier 2024

Berichte, Ausschreibungen und mehr auf der Seite des württembergischen Schachverbands: Württembergisches Schachfestival – WSF 2024

Partien württembergisches Masters Turnier zum Nachspielen: Württemberg Championship 2024 | Masters • Round 1